Das Vorgehen des Nabu in Friesland, die Unterschriftenaktion zum Volksbegehren Artenvielfalt als einzigen Weg zur Rettung der Tier- und Pflanzenwelt auszurufen, findet der Vorstand der CDU Bockhorn mehr als befremdlich.
„Die Aussage von Martin Heinze, den vereinbarten Niedersächsischen Weg als bloße Absichtserklärung zu bezeichnen, empfinde ich dabei als besonders dreist“, führt die Vorsitzende Doris Meinen weiter aus.
„Naturschutz, Erhalt der Artenvielfalt, Förderung des Insektenschutzes allerdings im Miteinander und nicht im Gegeneinander, Genau das sind die Ziele des Niedersächsischen Wertes.“ Auch CDU Kreisvorsitzende Christel Bartelmei möchte die Behauptungen von Herrn Heinze nicht unkommentiert stehen lassen.
Barbara Otte-Kinast, die niedersächsische Landwirtschaftsministerin und Olaf Lies, der niedersächsische Umweltminister haben sich bereits im letzten Jahr auf den Weg gemacht, um gemeinsam mit dem Landvolk, der Landwirtschaftskammer und den beiden Naturschutzverbänden BUND und NABU in einen intensiven Dialog einzutreten. Sie erarbeiteten gemeinsam ein Papier mit Maßnahmen und verbindlichen Zielen zum Natur-, Arten- und Gewässerschutz. Zur Umsetzung hat das Land einen dreistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt.
Am 25. Mai 2020 haben alle Teilnehmer dieses Abstimmungsprozesses mit ihrer Unterschrift dieTeilnahme am sogenannten „Niedersächsischen Weg" bekräftigt.
Er beinhaltet eine Vielzahl an Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt:
- Breitere Gewässerrandstreifen – also Uferbereich von Gräben und Flüssen – nicht düngen oder Pflanzenschutz aufbringen.
- Reduktion chemischer Pflanzenschutz – Einsatz neuer Spritztechnik Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesfläche bzw. 10 Prozent der Offenfläche
- Mehr Landschaftselemente wie Hecken, Baumreihen, Alleen Vertragsnaturschutz: Wiesenvögel (Birkhuhn, Fasan), Insektenschutz, Lerchenfenster
- Mehr ökologische Beratung für Landwirte
- Bis Ende 2020 Aktionsprogramm Insektenvielfalt
- Biodiversität in den Wäldern der Nds. Landesforsten (NLF): Mehr Bäume die über 100 Jahre alt werden; bei der Holzentnahme auf Säugetieren und Vögel achten
- Im Solling entsteht ein 1000 ha großes Wildnisgebiet bis 2028
- Bis 2025 wird der Anteil des Ökolandbaus auf zehn Prozent wachsen, die Marktentwicklung muss berücksichtig werden.
- Klimaschonende Bewirtschaftung u. a. in Moorgebieten
Naturschutzmaßnahmen der Landwirte werden honoriert, um die zusätzlichen finanziellen Belastungen der vorherrschend kleinen und mittleren Familienbetriebe auszugleichen.
Kaum eine Woche später verließ der NABU diesen Weg wieder und initiierte gemeinsam mit den niedersächsischen Grünen-Vorsitzenden Anne Kura und Hanso Janßen die Eröffnung der Unterschriftenaktion zum „Volksbegehren Artenvielfalt“.
Nach Ansicht der CDU Bockhorn pflegt der NABU mit seinem niedersächsischen Vorsitzenden Holger Buschmann mit dem eingeschlagenen Weg weiterhin sein Feindbild Landwirtschaft, er sieht sie als Hauptverursacher des Insektensterbens.
Von der zunehmenden Versiegelung der Flächen (seit 1990 rund 1 Mio. Hektar in Deutschland), der Zunahme des Verkehrs, den Auswirkungen von Lichtimmissionen und Windradrotoren oder den Auswirkungen des Klimawandels auf die Insektenpopulationen wurde dabei nicht geredet.
Doris Meinen zeigt auf, dass in Friesland gerade die Landwirte wichtige Naturschutzprojekte begleiten und oft erst ermöglichen.
Am sichtbarsten sind die vielerorts angelegten Blühstreifen, 2018 wurde dazu ein Projekt von der CDU Bockhorn initiiert, rund 3 Hektar Blühflächen sind entstanden. Aber auch die Schaffung von Nistmöglichkeiten für Schwalben und Schleiereulen, verschiedene Programme für Bodenbrüter, Wiesenvögel oder Zugvögel oder die Sicherung von Moorflächen durch Beweidung zur Verhinderung von Verbuschung werden in Friesland durch Landwirte gewährleistet.
„Was würde also passieren, wenn das Volksbegehren Artenschutz die notwendige Mehrheit findet und in ein Gesetz gegossen wird?“, fragt sich deshalb Doris Meinen.
„Viele familiengeführte landwirtschaftliche Betriebe würden aufgeben, da ihnen durch zusätzliche Auflagen und Flächenbeschränkungen die Berufsgrundlage entzogen wird und sie zum großen Teil ihre Flächen nicht mehr kostendeckend bewirtschaften könnten.
Das würde in unserer Region mit einem massiven Verlust von ökologisch wichtigem Grünland einhergehen, auch die Sicherung von Naturschutzflächen wäre ohne Beweidung gefährdet.
Auch unsere Deiche und somit die Sicherheit unserer Bevölkerung vor Überschwemmungen hängt von der Arbeit unserer Schafhalter ab.
Die Versorgungssicherheit mit regionalen Produkten steht ebenfalls auf dem Spiel. In der Corona-Krise haben wir alle gesehen, wie schnell Grenzen geschlossen werden und Lieferketten zusammenbrechen.“
Kreisvorsitzende Christel Bartelmei sieht eine zunehmende Politisierung des Naturschutzverbandes, die inzwischen bis ins Bundes-Umweltministerium reicht. Der NABU sei zudem ein großer Profiteur der EU-Agrarsubventionen. Er erhielt mit seinen Untergliederungen in Deutschland zusammengerechnet rund 5,3 Millionen Euro.
„Ich weiß nicht, wem es dienen soll, wenn man nur auf Konfrontation setzt und nicht auf Dialog. Dass das Thema Umwelt- und Artenschutz inzwischen flächendeckend Konsens ist, dafür brauche ich keine Unterschriftenaktion.
Naturschutz geht nur im Miteinander! Der „Niedersächsische Weg“ wird für die Landwirte auch nicht einfach umzusetzen sein. Aber unsere landwirtschaftlichen Familienbetriebe haben bereits in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Natur- und Wasserverbänden bewiesen, dass Umweltschutz und Artenschutz für sie keine Fremdwörter sind. Die immer weiterführende Verunglimpfung unserer Landwirte wird dazu führen, dass gerade die kleinen und mittleren Betriebe aufgeben, die der NABU doch angeblich fördern will. Was das für Friesland bedeuten würde, mag ich mir gar nicht vorstellen.“